Von Echtheit und Imitation

 
 
 
Diejenigen, welche eine Fähigkeit oder eine Kuns beherrschen, werden auf ihrem Gebiet als Experten bezeichnet, doch sind sie nicht wirklich Meister zu nennen. Man kann das Zen auch imitieren. Viele Leute sagen ähnliche Dinge, die nicht wirklich der richtige Weg sind. Wenn man sie also zunächst auch für Zen-Anhänger hält, sind sie es doch in Wirklichkeit nicht.
 
Es gibt Leute, die predigen, dass der Geist leer ist, doch nur wenige erkennen dies wirklich.
 
Die Leere des Geistes ist dem Auge nicht sichtbar; halte sie darum jedoch nicht für ein Nichts: Sobald sich diese Geist-Leere bewegt, vollbringt sie die verschiedensten Dinge. Die Tätigkeiten von Händen und Füssen, wie vielfältig und geschickt sie auch sein mögen, werden alle von der Bewegung dieser Leere, dieses Geistes vollbracht. Es ist schwer, den Geist wirklich zu verstehen, wenn man nur Bier liest oder Gesprächen lauscht. Seit jeher gab es Menschen, die über den Geist immer nur geschrieben oder gesprochen haben; sie haben nur in stehenden Wendungen geschrieben und gesprochen. Wahrhaft selten sind diejenigen, die den Weg von Herz-Geist zu Herz-Geist erreicht haben.
 
Unter der Stimmung des völligen Losgelöst-Seins versteht man, sich von allen Arten von Leiden gleichzeitig zu befreien. Leiden sind Leiden des Geistes. Dies bedeutet, dass du die verschiedenen Leiden deines Geistes vereinst, um dich dann leichten Herzens von allen gleichzeitig zu trennen.
 
Allgemein gesprochen bedeutet Leiden die Fixierung des Geistes. Im Buddhismus wird dies als Anhaftung bezeichnet und als vom grossen Übel empfunden. Wenn der Geist sich an einen Platz klammert und dort verweilt, dann wird man nicht imstande sein, zu sehen, was es zu sehen gibt, und unerwartet verlieren.
 
 
von Yagyū Munenori (1571 - 1646)
Er war wie Miyamoto Musashi ein aussergewöhnlicher Krieger